Ausgehend von der Frage, ob es möglich ist, „den Wandel einer Gesellschaft durch den Wandel der Musik zu hören?“, beschäftigen sich Marcus Schmickler und Julian Rohrhuber in der Komposition Politiken der Frequenz mit der Sonifikation von Zahlensystemen, denn „Musik und Ökonomie teilen sich ein besonders Objekt, die Zahl“. Unter Rückgriff auf Alain Badious Schrift Le nombre et les nombres vollziehen sie nach, wie Zahlen die heutige Ökonomie, die Humanwissenschaften und letztlich unseren Alltag regulieren, und folgen der Annahme, dass wir die Zahlen nicht gut genug kennen, um beispielsweise eine Ökonomie darauf zu begründen. Die Verklanglichung besonderer Probleme im Umgang mit Zahlen bietet dafür eine mögliche Form des Bruchs mit der Anschaulichkeit. In ihrem Vortrag werden Sie auch anhand weiterer Stücke erläutern, welche Implikationen die Sonifikation wissenschaftlicher Konzepte für Musik und Komposition ergeben.
Marcus Schmickler komponierte zahlreiche elektronische Musiken sowie Chor- und Instrumentalkompositionen, die von renommierten Ensembles aufgeführt werden. Seine Veröffentlichungen erschienen u.a. bei a-Musik, editions Mego und Mille Plateaux. Schmickler unterrichtet Music/Sound am MFA Studiengang des Bard College in Annandale-on-Hudson, NY. In letzter Zeit interessiert ihn ein epistemologischer Dialog mit den Wissenschaften. Im Auftrag des WDR realisierte er 2011 gemeinsam mit Julian Rohrhuber das Stück Politiken der Frequenz für das Studio Akustische Kunst.
Julian Rohrhuber, studierte an der Kunsthochschule Hamburg. Als Wissenschaftler und Philosoph forscht er zu Wissenschaftsphilosophie, Medientheorie, algorithmischer Akustik und Kunst. Er ist Mitentwickler der Computersprache SuperCollider, programmiert Algorithmen zur Klangsynthese in künstlerischen und wissenschaftlichen Projekten und entwickelt neue Verfahren der konversationellen Programmierung und Netzwerkmusik. Rohrhuber ist Professor für Musikinformatik / Medientheorie am Institut für Musik und Medien in Düsseldorf.